Meno Health. Clinical Evidence.

TWC #046: Gibt es ein erhöhtes Krebsrisiko bei einer Hormonersatztherapie?

Gibt es ein erhöhtes Krebsrisiko bei einer Hormonersatztherapie?

Die Frage eines erhöhten Brustkrebsrisikos im Zusammenhang mit einer Hormonersatztherapie (HRT) ist komplex und erfordert eine sorgfältige Abwägung der verfügbaren Daten und Informationen sowie eine individuelle Beratung der Patientin und durch ihre Ärztin.

In der Vergangenheit haben Studien wie die Women’s Health Initiative (WHI) darauf hingewiesen, dass bestimmte Formen der Hormonersatztherapie mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko verbunden sein können, insbesondere bei langfristiger Anwendung.

Dies hat dazu geführt, dass die Hormonersatztherapie weniger zur Vorbeugung von Krankheiten wie Osteoporose und zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden eingesetzt wurde.

Inzwischen wurden weitere Untersuchungen durchgeführt, die eine differenziertere Sichtweise ermöglichen.

Neue Studien haben gezeigt, dass das Brustkrebsrisiko je nach Art der verwendeten Hormone, Dauer der Anwendung, Zeitpunkt des Therapiebeginns und individuellen Risikofaktoren variieren kann.

Beispielsweise kann eine niedrigere Östrogendosis, eine lokale (topische) Anwendung oder die Verwendung bestimmter Hormonpräparate das Brustkrebsrisiko senken.

Die berühmt berüchtigte WHI-Studie

Auslöser der Angst vor Nebenwirkungen ist eine im Oktober 2002 veröffentlichte Studie der Women’s Health Initiative, deren Daten jahrelang falsch interpretiert und wiedergegeben wurden.

An der Studie nahmen postmenopausale Frauen im Durchschnittsalter von 62 Jahren teil, die zu irgendeinem Zeitpunkt Hormone eingenommen hatten und meist übergewichtig waren.

Die Ergebnisse der Women’s Health Initiative (WHI) wurden in den Jahren nach ihrer Veröffentlichung weiter analysiert und interpretiert, und einige der ursprünglichen Schlussfolgerungen wurden revidiert oder geändert. Eine wichtige Revision betraf die Interpretation der Ergebnisse zur Hormonersatztherapie (HRT) und deren Auswirkungen auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Brustkrebs.

Die Revision erfolgte aus mehreren Gründen:

  1. Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen: Die WHI-Studie umfasste eine heterogene Gruppe von Frauen mit unterschiedlichen Merkmalen und Risikoprofilen. Einige Frauen begannen die Hormontherapie nach der Menopause, andere erst später. Dies führte zu unterschiedlichen Auswirkungen der Hormontherapie in Abhängigkeit vom Zeitpunkt des Therapiebeginns und anderen individuellen Faktoren.
  • Art der verwendeten Hormone: Die WHI-Studie verwendete spezifische Formen von Östrogenen und Progestinen für die Hormonersatztherapie. Es wurde festgestellt, dass verschiedene Hormonpräparate unterschiedliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben können. Die Ergebnisse der WHI-Studie können daher nicht unbedingt auf andere Hormonpräparate übertragen werden.
  • Langfristige Analyse:  Mit zunehmender Dauer der Nachbeobachtung wurden weitere Daten erhoben, die eine genauere Beurteilung der Langzeiteffekte der Hormontherapie ermöglichten. Dies führte zu einer differenzierteren Betrachtung von Risiken und Nutzen der Hormonersatztherapie.

OK und was bedeutet dies für mich?

Auf keinen Fall sollten Hormone blind eingenommen werden. Hormone sind nicht für jede Frau die Lösung. Der erste Schritt ist immer ein Gespräch mit deiner Ärztin. Und wenn die Entscheidung für Hormone gefallen ist, solltest du sie nur so lange wie nötig nehmen.

Bei der Hormonersatztherapie sollte auch das optimales «Fenster» genutzt werden. Es beschreibt den Zeitraum von 10 Jahren nach der letzten Regelblutung. Wird dieses Zeitfenster verpasst, können die Beschwerden schwerwiegende körperliche Folgen haben.

Du solltest auch auf deinen Körper achten. Wenn es dir in der Pause ohne Hormone gut geht, ist es sehr wahrscheinlich, dass du auch ohne Hormone auskommen kannst.

Und wann soll ich jetzt Hormone nehmen?

Wenn die Wechseljahrsymptome deine Lebensqualität stark beeinträchtigen, dann sollten auch Hormone in Betracht gezogen werden. Die Dosierung wird individuell angepasst und es stehen heute auch bioidentische Hormone zur Verfügung. Zu beachten ist, dass die Östrogenbehandlung mit der Einnahme von Progesteron kombiniert werden muss, um die Gebärmutter zu schützen (gegen Krebs). Bei den Darreichungsformen sind transdermale Anwendungen wie Pflaster oder Cremes der oralen Einnahme vorzuziehen.

Zusammengefasst können wir folgende Vor- und Nachteile einer Hormontherapie auflisten:

Vorteile

Nachteile

  • Östrogen muss mit Progesteron genommen werden.
  • Bei kombinierten Präparaten ist das Brustkrebsrisiko leicht erhöht.
  • Bei oraler Einnahme gibt es ein leicht erhöhtes Risiko von Blutgerinnseln und Schlaganfall.

Und wenn ich davor Angst habe?

Jede Frau ist einzigartig und hat Anspruch auf eine individuelle Behandlung. Wenn du Angst vor einer Hormontherapie hast, dann lass dir auch nichts einreden.

Auch eine Änderung des Lebensstils und pflanzliche Mittel können die Beschwerden lindern. Grundsätzlich sollte keine Frau leiden müssen.

Es ist jedoch wichtig, sich der Nachteile bewusst zu sein, die entstehen, wenn nichts unternommen wird.

Und denke daran, dass aber der Lebensmitte jeder Mensch ein erhöhtes Krebsrisiko hat und dies nicht mit den Hormonen in Zusammenhang stehen muss.

Spreche mit deiner Ärztin

Es ist wichtig zu betonen, dass die Entscheidung für eine Hormonersatztherapie individuell ist und in Absprache mit einer qualifizierten Ärztin getroffen werden sollte. Frauen sollten ihre eigenen Risikofaktoren für Brustkrebs, ihre Wechseljahresbeschwerden und ihre Präferenzen berücksichtigen, wenn sie die möglichen Vor- und Nachteile einer Hormonersatztherapie abwägen.

Regelmässige Kontrollen und eine offene Kommunikation mit der Ärztin sind ebenfalls wichtig, um das Risiko zu minimieren und die bestmögliche Behandlung zu gewährleisten.

Wir hoffen, dass diese Informationen dir helfen, die Wechseljahre besser zu verstehen und praktische Schritte im Umgang damit zu unternehmen. Wenn du eine persönliche Beratung oder Unterstützung auf deinem Weg durch die Wechseljahre brauchst, wende dich hier an The Women Circle.

In unserer nächsten Ausgabe, wieder am Samstag um 9 Uhr, werden wir weitere Aspekte der Wechseljahre und der Frauengesundheit behandeln. Bleib informiert und fühle dich wohl in dieser besonderen Lebensphase.

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