Meno Health. Clinical Evidence.

TWC #085: Erst Brustkrebs und dann auch noch die Wechseljahre

Erst Brustkrebs und dann auch noch die Wechseljahre

Liebe MHI Leserin

Die doppelte Belastung für betroffene Frauen

Eine Brustkrebserkrankung ist eine der schwerwiegendsten Diagnosen, die eine Frau treffen kann. Die körperliche und emotionale Belastung während und nach der Therapie ist enorm. Doch viele Frauen sehen sich nach der Behandlung mit einer weiteren Herausforderung konfrontiert: vorzeitige und häufig schwerere Wechseljahresbeschwerden. Hitzewallungen, Schlafstörungen, trockene Schleimhäute oder depressive Verstimmungen gehören für viele betroffene Frauen zum Alltag.

Das Leben scheint aus der Balance zu geraten – und oft fühlen sich diese Frauen allein gelassen. Doch es gibt Möglichkeiten, die Beschwerden gezielt anzugehen und die Lebensqualität deutlich zu verbessern.

Warum leiden Frauen nach Brustkrebs stärker unter den Wechseljahren?

Brustkrebstherapien, wie Chemotherapie, Tamoxifen oder Aromatasehemmer, senken den Hormonspiegel drastisch. Durch das Stoppen der Östrogenproduktion in den Eierstöcken kommt es zu einer künstlichen Menopause, also den Wechseljahren. Das führt dann zu den typischen Wechseljahresbeschwerden, wie:

  • Schwere Hitzewallungen: Bis zu 50 % der Frauen berichten über starke und anhaltende Beschwerden.
  • Trockene Schleimhäute: Dies führt häufig zu Schmerzen und Unwohlsein, besonders beim Geschlechtsverkehr.
  • Schweissausbrüche: Diese können sowohl am Tag als auch in der Nacht auftreten.
  • Psychische Belastung: Schlaflosigkeit, Depressionen und Ängste überlagern oft die körperlichen Symptome.

Auch wenn die Behandlung länger dauert, kann das negative Auswirkungen auf die Knochendichte haben. Dadurch steigt das Risiko für Osteoporose. Hier wäre es ratsam, die Knochendichte regelmässig zu kontrollieren, am besten mit einem sogenannten DXA-Scan.

Aromatasehemmer stoppen die Östrogenproduktion in den Muskeln und im Fettgewebe, aber nicht in den Eierstöcken. Deshalb werden diese nur Frauen empfohlen, die sich bereits in der Postmenopause, also nach den Wechseljahren, befinden. Wenn die Situation allerdings besonders riskant ist, kann man einen Aromatasehemmer auch bei prämenopausalen Patientinnen einsetzen. Das muss aber immer zusammen mit einer Therapie erfolgen, die die Funktion der Eierstöcke ausschaltet. Das geht entweder mit der GnRH-Analoga (synthetische Arzneistoffe die eine ähnliche Struktur wie das natürliche Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) haben) oder indem die Eierstöcke herausgenommen werden. Wenn nur ein Aromatasehemmer verabreicht wird, kann dies dazu führen, dass die Funktion der Eierstöcke sogar erhöht wird.

Frauen, die Tamoxifen oder Aromatasehemmer einnehmen, sind also besonders betroffen von Wechseljahresbeschwerden. Leider werden diese Beschwerden oft nicht ausreichend ernst genommen, da die Priorität häufig darauf liegt, ein Krebsrezidiv (ein Wiederauftreten von Krebs nach einer Phase, in der keine Tumorzellen nachweisbar waren) zu verhindern.

Hormonersatztherapie: Für viele Frauen keine Option

Nach Brustkrebs gelten Hormonpräparate oft als kontraindiziert (darf nicht angewendet werden), da sie das Risiko für ein Wiederauftreten des Krebses erhöhen könnten. Dennoch zeigt die Forschung, dass es Alternativen gibt, um Wechseljahresbeschwerden sicher und wirksam zu behandeln.

Was wirklich hilft: Ein individueller Ansatz

1. Nichthormonelle Behandlungen für Hitzewallungen

Fezolinetant (Veoza) ist ein neues Medikament, das ohne Hormone auskommt und speziell für die Behandlung von Hitzewallungen entwickelt wurde. Es blockiert ein Protein im Gehirn, das für die Regulierung der Körpertemperatur verantwortlich ist. Alternativ können auch Phytoöstrogene genommen werden.

Tipp: Besprich dies mit deiner Frauenärztin.

2. Vaginale Trockenheit lindern

Bei trockener Vagina sind feuchtigkeitsspendende Cremes oder Gels oft die erste Wahl. In bestimmten Fällen können niedrig dosierte lokale Östrogene in Erwägung gezogen werden, vorausgesetzt, du wirst umfassend beraten und aufgeklärt.

Neuere Option: Die Lasertherapie hat sich als eine wirksame, hormonfreie Methode zur Linderung vaginaler Beschwerden, insbesondere in den Wechseljahren, erwiesen.

3. Schweissausbrüche reduzieren

Regelmässige Bewegung und Sport verbessern Schweissausbrüche. Frauen, die sich fit halten, werden von ihrem Körper durch «Glückshormone» (Endorphine) belohnt, was wiederum zu mehr innerer Zufriedenheit und Ausgeglichenheit führt. 

Tipp: Kombiniere dies mit Krafttraining. Das bewirkt, dass dein Körper wieder mehr Energie verbrennt und deine Figur in Form bleibt.

4. Ganzheitliche Ansätze für mehr Lebensqualität

Neben der medizinischen Therapie spielen Entspannungsmethoden wie Yoga, Meditation und Hypnose eine wichtige Rolle. Auch Stressmanagement und eine gesunde Ernährung können dazu beitragen, Beschwerden zu reduzieren und das Wohlbefinden zu steigern.

5. Knochendichte stärken und Osteoporose vorbeugen

Regelmässige Kontrolle der Knochendichte ist essenziell. Optimiere deine Kalzium- und Vitamin-D-Versorgung.

Tipp: Kombiniere dies mit regelmässiger Bewegung wie Krafttraining oder Yoga, um die Knochengesundheit zu fördern und depressive Verstimmungen zu lindern.

Hilfe ist möglich – und es lohnt sich, aktiv zu werden

Frauen, die nach Brustkrebs mit Wechseljahresbeschwerden kämpfen, stehen vor einzigartigen Herausforderungen. Doch mit einer individuellen und ganzheitlichen Betreuung können viele dieser Symptome wirksam gelindert werden. Wichtig ist, dass Betroffene ihre Beschwerden ernst nehmen und sich frühzeitig Unterstützung holen – sei es durch Ärztinnen, spezialisierte Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen.

Du bist nicht allein – und es gibt viele Wege, um diese Phase deines Lebens gestärkt und mit mehr Lebensfreude zu meistern!

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